Distorted reports about the Independence March in Warsaw – Polish Media Issues files a complaint with the Swiss Press Council
Polish Media Issues, an independent, international group fighting for accuracy in media coverage of Poland, filed on November 29, 2018, a complaint with the Swiss Press Council (
Eberhard claimed on Twitter (picture below) that “200,000 nationalists and neo-Nazis marched in Warsaw, Poland” on November 11, 2018. Additionally, he posted a message on his Facebook account falsely accusing “70,000 Polish far-right extremists” of threatening him. The message was later disseminated in various Swiss media.
The Independence March in Warsaw was actually a peaceful gathering of more than 250,000 Poles commemorating the 100th anniversary of regaining Poland’s independence. Similar celebrations take place also in other countries, in the USA on July 4th, in France on July 14th, in Canada on July 1st or in Switzerland on August 1st. However, they have never been stigmatized as “Fascist celebrations”. This exceptional treatment is granted only to Poland by mythomaniac journalists like Fabian Eberhard.
For the Polish translation of the letter click here. The German original can be found below.
Frau Ursina Wey
Geschäftsführerin
Schweizer Presserat
Münzgraben 6
3011 Bern
Beschwerde gegen die verzerrte Berichterstattung in den Schweizer Medien über den Unabhängigkeitsmarsch in Warschau am 11.11.2018 Falschmeldungen über die angebliche Bedrohung des «Sonntags Blick»-Reporters Fabian Eberhard durch 70.000 Rechtsextreme
Sehr geehrte Frau Wey
Bezugnehmend auf die verzerrte Berichterstattung des «Sonntags Blick»-Journalisten Fabian Eberhard über den Unabhängigkeitsmarsch in Warschau am 11.11.2018 und auf seine Behauptung, er sei tausendfach durch “polnische Nationalisten und Neofaschisten” bedroht worden, sende ich als Vertreter von Polish Media Issues und Teilnehmer des Marsches diese Beschwerde gegen die 11 im Anhang genannten Medien an Sie mit der Bitte, die betroffenen Medien zu einer Stellungnahme einzuladen.
Die im Anhang zu unserem Brief genannten Berichte, gegen die wir unsere Beschwerde einreichen, basieren ausschließlich auf dem Facebook-Eintrag des o.g. Journalisten. Herr Eberhard hat in seinem Eintrag behauptet, er sei durch 70.000 polnische Rechtsextreme bedroht worden. Wir gehen davon aus, dass seine Behauptung frei erfunden worden ist und dass die im Anhang genannten Medien, die die Behauptung von Herrn Eberhard ohne Überprüfung wiederholt haben, die Richtlinie 1.1 – Wahrheitssuche und die Richtlinie3.1 – Quellenbearbeitung des Pressekodex verletzt haben*. Der Pressekodex verpflichtet die Medien, sich im Interesse der Öffentlichkeit an die Wahrheit zu halten. Keine der von Polish MediaIssues am 21.11.2018 angeschriebenen Medien hat auf unsere Bitte um Stellungnahme reagiert. Die Behauptungen über vermeintliche „70.000 Rechtsextreme“ wurden nicht berichtigt.
Die Autoren der Artikel über angebliche70’000 Hassnachrichten haben auch nicht versucht, sich an die polnische Seite zu wenden, um die Behauptung des «Sonntags Blick»-Journalisten zu verifizieren. Sie kontaktierten keine der Personen des öffentlichen Lebens, die auf seinen Tweet geantwortet hatten. Außerdem wurden die Bilder für die o.g. Artikel selektiv ausgewählt, um den Eindruck zu erwecken, dass der Unabhängigkeitsmarsch in Warschau ein Marsch von Fußball-Fans war (die als “Neonazis” bezeichnet wurden).
Als Vertreter von Polish Media Issues, einer politisch unabhängigen Organisation die gegen Fake News über Polen kämpft, protestiere ich gegen diese Form des Journalismus. Unabhängig von den individuellen Ansichten der Journalisten verdienen die Leser, sowohl überprüfte Informationen zu erhalten als auch eine Meinung der anderen Partei zu erfahren. Herr Eberhards Internet-Eintrag stellt eine unzulässige Beleidigung der 200’000 Marschteilnehmer, der Polen verschiedener Glaubensrichtungen und Ethnien sowie verschiedener Ansichten, dar.
Die Empörung in Polen über verzerrte Berichtewurde auch von zahlreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zum Ausdruck gebracht, darunter von dem linksliberalen Professor Stanisław Żerko, einem der größten polnischen Nationalsozialismusforscher, der mit seiner Familie an dem Marsch teilnahm. Viele Internetnutzer haben auch Fotos veröffentlicht, die die Realität des Marsches zeigen: Familien mit Kindern, polnische Juden, Ausländer und viele andere Bürger, z.B.:
Die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Eberhard “knapp 70’000 Hass-Mitteilungen alleine auf Twitter” erhalten hat, grenzt an Null. Selbst die Tweets des US-Präsidenten Donald Trump haben in letzter Zeit nicht mehr als 50’000 Kommentare erhalten.
Der Twitter-Account von Herrn Eberhard wurde kurz nach dem 11.11.2018 gelöscht, später jedoch wieder reaktiviert. Unter seinem Eintrag „Beängstigend: 200’000 Nationalisten und Neo-Nazis marschieren inWarschau“ gab es bis zum 29.11.2018 ca. 3’400 Kommentare (siehe Bild unten). Die Suche in Google eine Woche nach dem Marsch ergab, dass die Eingabe des Kontos von @fabianeberhard 332 Ergebnisse liefert und die Eingabe seines Vor-und Nachnamens 456 Ergebnisse. Die Eingabe in Google des Twitterkontos von Donald Trump liefert 91’300 Ergebnisse. So viel zum Vergleich der Popularität der beiden Konten.
Wir fordern hiermit öffentlich Herrn Eberhard und die Medien, die die Zahl von seinem Facebook-Eintrag kritiklos verbreitet haben, auf, einen Beweis von 70’000 Hass-Mitteilungen zu liefern. Sicherlich haben die Redaktionen deren Screenshots. Wenn die Angaben von Herrn Eberhard und den im Anhang genannten Medien korrekt sind, handelt es sich um ein Online-Phänomen, bei dem 99% der Teilnehmer der Debatte es vorgezogen haben, Herrn Eberhard private Nachrichten zu senden, anstatt ihn öffentlich zu kritisieren.
Sollten keine Beweise vorliegen, wovon wir fest ausgehen, bitten wir Herrn Eberhard und die Redaktionen, die seine Meldung veröffentlicht haben, ihre Falschmeldung zu berichtigen und sich für diesen Fehler zu entschuldigen.
Freundliche Grüsse
Dr. Marek Błażejak
Polish Media Issues
Anlage: Liste der Medien
* Richtlinie 1.1 – Wahrheitssuche
Die Wahrheitssuche stellt den Ausgangspunkt der Informationstätigkeit dar. Sie setzt die Beachtung verfügbarer und zugänglicher Daten, die Achtung der Integrität von Dokumenten (Text, Ton und Bild), die Überprüfung und die allfällige Berichtigung voraus. Diese Aspekte werden nachfolgend unter den Ziffern 3, 4 und 5 der «Erklärung der Pflichten» behandelt.
Richtlinie 3.1 – Quellenbearbeitung
Ausgangspunkt der journalistischenSorgfaltspflichten bildet die Überprüfung der Quelle einer Information undihrer Glaubwürdigkeit. Eine genaue Bezeichnung der Quelle eines Beitrags liegtim Interesse des Publikums, sie ist vorbehältlich eines überwiegendenInteresses an der Geheimhaltung einer Quelle unerlässlich, wenn dies zumVerständnis der Information wichtig ist.
Liste der Medien
1/ Der Bund Schweizer Journalist von polnischen Nationalisten bedroht, 15.11.2018
2/ Aargauer Zeitung 70’000 Hassnachrichten –Schweizer Journalist gerät ins Visier von Rechtsextremen, 15.11.2018
3/ St. Galler Tagblatt 70’000 Hassnachrichten – Schweizer Journalist gerät ins Visier von Rechtsextremen, 15.11.2018
4/ Luzerner Zeitung 70’000 Hassnachrichten – Schweizer Journalist gerät ins Visier von Rechtsextremen, 15.11.2018
5/ Portal watson.ch 70’000 Hassnachrichten – Schweizer Journalist gerät ins Visier von Rechtsextremen,15.11.2018
6/ Portal Vaaju.com 70’000 Hassnachrichten – Schweizer Journalist gerät ins Visier von Rechtsextremen,15.11.2018
7/ Basler Zeitung Schweizer Journalist von polnischen Nationalisten bedroht, 15.11.2018
8/ SRF Shitstorm gegen Journalisten – „Sowas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, 20.11.2018
9/ Tagesanzeiger Schweizer Journalist von polnischen Nationalisten bedroht, 15.11.2018
10/ Berner Zeitung Schweizer Journalist von polnischen Nationalisten bedroht, 15.11.2018
11/ Medienwoche (Auf der Internetseite in der Sektion „Medienfreiheit“ ein Verweis auf den Artikelim Tagesanzeiger, 15.11.2018